Lernstörungen frühzeitig erkennen






Lernfähigkeit

Bedeutet das Vorhandensein gewisser

  • neurologischer
  • psychologischer und
  • sozialer Gegebenheiten.

Sie gelten als Voraussetzung für den Erwerb, das Behalten und in Beziehung setzen von Erfahrungsinhalten.



In physiologischer und neurologischer Hinsicht ist Lernfähigkeit vor allem das Vorhandensein und die Intaktheit

  • der Sinnesapparate und
  • des zentralen Nervensystems (ZNS). (Da Reize richtig wahrgenommen und richtig weitergeleitet werden müssen)



Psychologisch gesehen sind es verschiedene Gegebenheiten wie

  • kognitive Gegebenheit (Zusammenspiel von Wahrnehmung, Intelligenz, Gedächtnis, Denken)
  • motivationale Gegebenheiten (Interessen, Aktivierung, Bedürfnisse)
  • soziale Gegebenheit (Milieu)


Was wir nicht erfahren haben, können wir auch schwer denken.
Als Beispiel stellen Sie sich mal Unendlichkeit vor. Denken Sie an etwas, was keinen Anfang und kein Ende hat. Das ist kaum möglich, da alles, was wir handelnd erfahren, zeitliche und räumliche Begrenzung hat. Deshalb müssen alle Menschen die sinnliche tätige Erfahrung als Voraussetzung für das Denken sammeln.



Lernstörung

  • Ist eine Sammelbezeichnung für alle möglichen Beeinträchtigungen, die beim Erfahrungserwerb (Lernen) auftreten.

  • Ist im engeren Sinn eine Bezeichnung für (leichtere) Beeinträchtigungen des schulischen Lernens.

  • Synonyme Begriffe hierfür sind u.a.
    1. Lernschwierigkeiten
    2. Schulversagen
    3. Lernhemmungen
    4. Leistungs- und Schulschwierigkeiten

  • Lernstörungen treten trotz durchschnittlicher Intelligenz auf.

  • Die Symptome von Lernstörungen sind äußerst vielfältig:
    1. schlechte Schulnoten
    2. Prüfungsängste
    3. Konzentrationsmangel
    4. Gedächtnis-Merkschwierigkeiten
    5. mangelnde Leistungsmotivation
    6. Aufmerksamkeitsprobleme
    7. Träumen und Verspieltheit

  • Lernstörungen können u.a. ein Symptom für eine zugrunde liegende Entwicklungsverzögerung sein.

  • Die Behandlung von Lernstörungen muss in mehreren Richtungen hin (mehrdimensional) erfolgen, was beim ergotherapeutische Ansatz gegeben ist.



Schulreife

wird als Grad körperlicher, intellektueller und sozialer Entwicklung definiert, der notwendig ist, um die von dem jeweiligen Schulsystem bzw. Lehrer gestellten Anforderungen zu bewältigen

„Kennler“ und „Schenk-Danzinger“ konnten feststellen, dass


  • Schulreife nicht das Ergebnis von Reifungsprozessen, sondern vor allem von Lernprozessen ist.

  • Deshalb sollte das Testen der Schulreife kurz vor der Einschulung durch eine differenzierte Prüfung

    • des allgemeinen Entwicklungsstandes und
    • durch Entwicklungs- und Intelligenztests mindestens 1Jahr vor dem Einschulungstermin ersetzt werden.

  • da bei Entwicklungsrückständen eine intensive professionelle Förderung eingesetzt werden müsste.



Lernstörungen frühzeitig erkennen

Lernstörungen treten bei Kindern und Jugendlichen in unseren Schulen mit überraschender Häufigkeit und geradezu regelmäßig auf.

Bedauerlicherweise werden sie allzu oft als eine Art „Betriebsunfall“ angesehen, mehr oder weniger als schicksalhaft hingenommen und organisatorisch und institutionell daher eher verwaltet als aufgefangen.

Die Konsequenzen sind gravierend:
  • Unzureichende Lernergebnisse,
  • Lernunlust,
  • ungünstige Schulkarrieren und
  • familiäre Belastung häufen sich.

Lernstörungen schlagen sich in Form persönlichen Leids nieder, das die Kinder und Jugendlichen, aber auch ihre Familien betrifft.

Leider bleiben viele Lernstörungen unbehandelt, häufig werden sie zu spät erkannt. Die davon betroffenen Kinder und Jugendlichen finden dann nicht die Hilfen, die sie benötigen.

Lernstörungen werden zumeist nur als Defizite angesehen; sie beschreiben,
was Kinder nicht können.
Kinder sind aber generell lernfähig.
Um ihnen effektiv helfen zu können, braucht man eine positive Vorstellung davon, was sie können und was gutes Lernen letztlich ausmacht.

Deshalb besteht das Ziel der ergotherapeutischen Intervention darin, selbstständiges Lernen zu ermöglichen und die dafür erforderlichen Fertigkeiten zu vermitteln.



Lernstörungen sind weit verbreitet
  • Etwa jeder 20. Schüler weist eine gravierende, allgemeine Lernstörung auf
  • 3 – 4% aller Schüler wiederholen in einem Schuljahr eine Klasse.
  • Schulversagen (Schulabgang ohne Abschluss) liegt bei 6 – 8%.
  • 8,5% der Schulanfänger haben anhaltend Schwierigkeiten beim Erlernen der Schriftsprache.
  • 4 – 6% haben eine thematisch begrenzte Lernstörung, wie Lese-Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche.
  • Nach den Daten der PISA-Studie weisen 10% der 15-jährigen Schüler ein Leseniveau auf,das unterhalb des absolut erforderlichen Minimums für das verständige Lesen einfachster Texte liegt.
  • Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten 2,3%
  • Stetiges Wachstum der Schülerzahl an Förderschulen ( von 399 Klassen im Schuljahr 1988/89 auf 1116 im Schuljahr 1998/99). Die Klassenzahlen haben sich also in nur 10 Jahren etwa verdreifacht!

Jungen sind unter lerngestörten Kindern und Jugendlichen deutlich häufiger als Mädchen vertreten. Verhältnis etwa 2 :1 bis 3 : 1.
Kinder ausländischer Herkunft haben ein erhöhtes Risiko.

Bei Kindern, die im Verlaufe ihres Schulbesuches gravierendere Lernstörungen entwickeln, sind teils sublime und teils offenkundige Einschränkungen in ihren Lernvoraussetzungen festzustellen.



Lernstörungen können vorübergehend oder überdauernd sein

Vorübergehende Lernstörungen beziehen sich zumeist auf Leistungseinbußen, die als Reaktion auf kritische Ereignisse und situative Umbrüche auftreten.

Z.B.
  • Schulwechsel
  • Reifungskrisen
  • Erlebnisstörungen
  • Neuorientierungen

Überdauernde Lernstörungen verharren hingegen; zumeist verschlimmern sie sich über die Zeit:

z.B.
  • Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
  • Rechenschwäche (Dyskalkulie)
Längsschnittstudien haben z.B. gezeigt, dass Lesestörungen und Störungen des schriftlichen Ausdrucks nicht nur über lange Zeit fortbestehen, sondern sich auch negativ auf das Selbstbild und das soziale Verhalten auswirken können.



Lernstörungen/Teilleistungsstörungen und Ergotherapie

Lernstörungen können durch Beeinträchtigung der

  • Aufnahme
  • Verarbeitung
  • und/oder Weiterleitung

der vom Gehirn empfangenen Reize hervorgerufen werden.


Hierbei unterscheidet man 2 Subtypen:

  • 1.Das Gehirn registriert aufgrund einer schlechten Sinneswahrnehmung gar keine oder zu schwache Reize, es ist also „unterinformiert“.

  • 2.Zum anderen wird es durch überempfindliche Sinnesorgane förmlich überschüttet, also „überinformiert“.

Die Folge ist eine Art Verkehrschaos im Gehirn.

  • Wichtige Reizinformationen für angepasste Reaktionen stehen im Stau.
  • Unwichtige Sinnesreize drängeln sich in den Vordergrund.



Kinder die davon betroffen sind
  • Kinder die davon betroffen sind
  • können Anforderungen des Alltags nur schlecht oder mit viel Mühe bewältigen
  • haben oft Probleme bei der Bewegungsplanung, Grob- Feinmotorik, Koordination
  • das Lernen fällt, trotz normaler Intelligenz, schwer
  • es können sich Teilleistungsstörungen der visuellen und auditiven Wahrnehmung entwickeln (eine LRS, Dyskalkulie, Konzentrationsstörungen)
  • haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle
  • sind unzufrieden mit sich und der Welt
  • kurz: sie fühlen sich nicht wohl


Allgemein:


  • Viele Kinder werden mit solchen Problemen geboren
  • ca. 1 Million Kinder sind nach Angaben des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie betroffen (Tendenz steigend)
  • ¼ aller Kindergartenkinder zeigen nach neuesten Studien Verhaltensauffälligkeiten
  • 30 – 40% aller Kinder haben Koordinationsprobleme
  • 5 – 10% leiden an ADS oder ADHS


Dies sind erschreckende Zahlen, hinter denen immer auch das Schicksal einer ganzen Familie und ein damit verbundener, meist langer Leidensweg steht.

Denn die Symptome verwachsen sich nicht!!!

Kinder mit größeren Schwierigkeiten brauchen unbedingt eine gezielte Hilfe durch entsprechende Experten.



Definition Ergotherapie

Die Ergotherapie beruht auf medizinischen, sozialwissenschaftlich und fachspezifischen Kenntnissen.
Sie hat zum Ziel nicht vorhandene bzw. nicht ausreichend vorhandene oder verloren gegangene
  • körperliche
  • geistige
  • soziale
  • und emotionale Funktionen
wiederherzustellen oder zu fördern, so dass die Betroffenen in größtmöglichem Umfang
ein selbständiges und unabhängiges Leben führen können.

Dazu gehört die Möglichkeit der Erfüllung notwendiger Aufgaben in
Ergotherapie in der Pädiatrie (Kinderheilkunde)
Innerhalb des Berufsfeldes der Ergotherapie ist die Pädiatrie ein eigenständiger, auf die kindliche Entwicklung bezogener, Arbeitsbereich.

Die pädiatrisch-ergotherapeutische Behandlung basiert auf der Analyse grundlegender Funktionen und Strukturen von Denk- und Handlungsprozessen.

Auf dem Hintergrund neurophysiologischer, anatomisch – funktioneller, psychosozialer, entwicklungspsychologischer und lerntheoretischer Kenntnisse werden Ausreifungsgrad und Qualität der einzelnen Entwicklungsbereiche, sowie ihre Beziehung zueinander untersucht.



In welchen Fällen kann Ergotherapie sinnvoll sein?

Die Entwicklung eines Kindes ist ein höchst komplexer Prozess, der aus einer Vielzahl von ineinander greifenden Einzelschritten besteht. Diese Schritte lassen sich zu folgenden Gruppen zusammenfassen:

  • Entwicklung einer dem Alter angemessenen Bewegungsfähigkeit, z. B. Gehen, Krabbeln, Laufen, Hüpfen/Springen, Turnen usw.

  • Erlernen der Wahrnehmung und Unterscheidung verschiedenster Sinnesreize, wie Tasten, Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Orientierung im Raum (Gleichgewicht) und Erkennen der Stellung der Körpergliedmaßen zueinander (Propriozeption)

  • Die Produktion angemessener Reaktionen auf verschiedenste Sinnesreize

  • Der Erwerb der Fähigkeit zum optimalen Einsatz der eigenen Hände für verschiedene Tätigkeiten, wie Basteln, Schreiben, Malen, Werken usw.

  • Die Ausbildung höherer geistiger Funktionen, wie Planung einer Handlung, Lesen, Rechnen, abstraktes Denken, Vorstellungsvermögen usw.

  • Das Erlernen der Fähigkeit, seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu erkennen und anzuwenden

  • Das Erlernen des Ausdrucks von Wünschen, Gefühlen und Erwartungen gegenüber Familienmitgliedern bzw. anderen Personen

  • Das Erlernen der Fähigkeit in Gruppen seine eigenen Erwartungen angemessen einzubringen, ohne die Ansprüche anderer in nicht akzeptablem Maße zu kurz kommen zu lassen. Soziale Kompetenz.



Die Entwicklung dieser Fähigkeit kann auf vielfältige Art und Weise gestört sein

Typische Auffälligkeiten, die Kinder mit Entwicklungsstörungen verschiedenster Ursache zeigen und zu Lernstörungen führen können, sind

  • Allgemeine Entwicklungsverzögerung

  • Störungen der Grobmotorik

  • Störung der Feinmotorik

  • Schwierigkeiten der Sinneswahrnehmung

  • Störungen der Aufmerksamkeit, Konzentration, Frustrationstoleranz

  • Antriebsstörungen („Hyperaktivität“)

  • Aggressivität, Verhaltensauffälligkeit

  • Zurückgezogenheit (Hypoaktivität)

Welche Gründe können für solche Entwicklungsstörungen/Teilleistungsstörungen vorliegen?

Es können grundlegende Bereiche der Sinneswahrnehmung, die Lernen und Verhalten beeinflussen, Defizite aufweisen, welche durch ergotherapeutische Interventionen behandelt werden.


Grundlegende Bereiche sind.

  • Berührungsempfinden (taktile Wahrnehmung)

  • Bewegungsempfinden (gleichgewichts/vestibuläre Wahrnehmung)

  • Eigenwahrnehmung (propriozeptive Wahrnehmung / Tiefenwahrnehmung)

  • Koordination beider Körperhälften (bilaterale Koordination)

  • Motorisches Planen

  • Fein/Grobmotorik

Nahsinne

Die drei wichtigsten sind:

Tiefensinn:
Druck und Zug auf Gelenke und Muskeln senden Reize ins Gehirn, das aus dieser Information die benötigte Muskelspannung für eine Bewegung steuert. Schon recht kleine Kinder können einschätzen, dass ein zarter Gegenstand mit sehr viel weniger Muskelspannung getragen werden muss, als ein schwerer Sack. Das ist das Ergebnis aus der normalen Reizverarbeitung durch den Tiefensinn

Taktile Sinn:
Er ist ganz eng verwandt mit dem Tiefensinn und spürt die Reizübertragung über die Haut. Ob eine Oberfläche kalt oder warm ist, rau, seidig oder glitschig, teilen uns die zahlreichen Nervenzellen in der Haut mit.

Gleichgewichtssinn:
Als dritten körpernahen Sinn. Er gibt uns, ohne dass es uns bewusst wäre, ununterbrochen die Rückmeldung über die eigene Lage im Raum. Neben der Anziehungskraft der Erde spüren wir, ob wir still stehen oder uns bewegen, wie schnell die Bewegung ist und welche Richtung sie hat.


Über diese drei Sinne spricht man selten, sie sind eher unbekannt und werden manchmal zu wenig beachtet. Doch nur durch ein gesundes Zusammenspiel aller Körpersinne ist die normale Entwicklung eines Kindes gewährleistet. Dieses Zusammenspiel wird „Sensorische Integration“ (SI) genannt.

Alle diese Sinne wirken auf die Muskelspannung ein, den sogenannten Muskeltonus. Er ist die Basis für feine Handbewegungen und sportliche Übungen, für das Halten eines Stiftes wie für das Fangen eines Balls. Deshalb vergleichen Ergotherapeuten die drei Basissinne auch gerne mit den Wurzeln eines Baumes. Fehlt hier die Grundlage, dann ist die Entwicklung des ganzen Triebs bis hinein die die Baumkrone geschwächt.



Beobachtungen in Unterricht und Alltag

Kommt ein Kind mit Integrationsstörungen in die Schule, so fallen seine Lernschwächen nicht immer sofort auf. Einige dieser Kinder können den Anforderungen des Erstunterrichts durch Kompensationsstrategien zunächst noch nachkommen. Lehrer, Eltern oder Erzieher bemerken vielleicht auffällige Verhaltensweisen (beginnende Schulunlust, Mattigkeit bei den Hausaufgaben, …). Sie stellen eventuell auch Schwierigkeiten beim Lesen-, Rechnen- und Schreibenlernen fest. Noch schreiben sie aber alles der neuen Situation, dem Schulstress usw. zu. Erst wenn nach einiger Zeit die Kompensationsmöglichkeiten der Kinder völlig erschöpft sind und greifbare Schulleistungsprobleme als Folge vorhandener Integrationsstörungen entstanden sind, wird – oftmals viel zu spät – der Psychologe oder Therapeut zugezogen. Es ist daher außerordentlich wichtig, alle Kinder schon im Kindergarten und/oder spätestens von der ersten Schulwoche an genau zu beobachten, um so eventuell vorhandene Störungen rechtzeitig aufdecken und gezielt therapeutisch angehen zu können.

Problem dabei ist nur, dass es oft sehr schwer ist diese Auffälligkeiten, so ausführlich wie für das Kind nötig, zu analysieren. Erzieherinnen/Lehrer können die Schwächen beschreiben, aber weniger in einen Gesamtzusammenhang einordnen. Sie können Auffälligkeiten benennen, aber weniger deren Ursachen erforschen.
Daher ist es außerordentlich wichtig, alle Kinder von Anbeginn genau zu beobachten, um so eventuell vorhandene Störungen rechtzeitig aufdecken und gezielt therapeutisch behandeln zu können.

Die anfängliche intensive Beobachtungsphase erstreckt sich über einen längeren Zeitraum – nach unserer Erfahrung etwa 4 Wochen. Weitere Beobachtungen werden aber über das ganze Schuljahr fortgesetzt. Werden in den ersten vier Wochen bei einem Kind gehäuft Auffälligkeiten festgestellt und ähneln sich diese eventuell sogar in vielen verschiedenen Situationen, so kann eine ernsthafte Störung im beobachteten Bereich angenommen werden. Wenn möglich sollten die Beobachtungen zusätzlich durch eine testpsychologische oder ärztliche Untersuchung erhärtet werden.



Allgemeine Auffälligkeit bei Kindern

Zitat Horst Hensel:
„Eine große Anzahl der Kinder verhält sich so, als sei ihr Zentralnervensystem an das Vorabendprogramm des Fernsehens angeschlossen … Sie sind nervös, können sich nicht konzentrieren, bedürfen der immer neuen Reize, Stimuli und Sensationen … behalten nichts, strengen sich nicht an – Kurz: das Konstante ihrer Persönlichkeit ist die Fluchtartigkeit“.

Jeder engagierte Lehrer und Erzieher beobachtet diese Störungen und Schwächen vermehrt.

Die nachfolgende Liste allgemeiner Beobachtungen an integrationsgestörten Kindern stellt dabei eine Hilfe dar.



Verhalten

  • Scheitern bei der Bearbeitung einer Aufgabe bereits in der Anfangsphase.
  • Bemühen sich weniger eine Aufgabe zu verstehen.
  • Es fehlt oft das nötige Vorwissen, um eine Aufgabe in ihrer Bedeutung erfassen und einordnen zu können.
  • Sie verfügen über unzureichende Lösungsperspektiven.
  • Lernmotivation gering oder misserfolgsorientiert (Versagensängste).
  • Lernprozesse werden ineffektiv organisiert.
  • Lernen wird selten als befriedigend erlebt.
  • Anforderungen weicht man lieber aus.
  • Es wird zu wenig Zeit für einen Lernvorgang investiert.



Berührungsempfinden (Taktile Abwehr)

  • Die Kinder krabbeln auf rauen Unterflächen (Teppich) mit gefausteten Händen.

  • Die Kinder vermeiden Körperkontakt. Sie lassen sich nur ungern anfassen, streicheln, einen Kuss geben oder die Hand auf die Schulter legen. Körperberührung löst Abwehr- und Fluchtverhalten aus.

  • Die Kinder bevorzugen Kleidung aus weichen Stoffen.

  • Die Kinder können nur schwer mit ihren Händen Dinge oder Materialien ertasten.

  • Die Kinder kämmen und waschen sich ungern und putzen nur widerwillig ihre Zähne.

  • Die Kinder fassen nasse oder raue Materialien nicht gerne an.



Grobmotorik

  • Die Kinder können die Drehhorizontallage nicht einnehmen. Arme, Kopf und Beine schleifen beim Fahren mit dem Rollbrett am Boden.
  • Die Kinder können nur für kurze Zeit auf einem Bein stehen, vor allem mit geschlossenen Augen.
  • Die Kinder verfügen über eine geringe Ausdauer. Sie ermüden sehr schnell.
  • Die Kinder lümmeln sich gerne auf den Tisch und stützen ihren Kopf häufig ab. Sie legen sich mit Vorliebe auf den Boden.
  • Die Kinder haben eine schlacksige, schlaffe Haltung.
  • Die Kinder verlieren beim Balancieren auf einem Balken, einer Bank oder einem Strich leicht das Gleichgewicht.
  • Die Kinder benötigen zum Erlernen des Fahradfahrens sehr viel Übung.
  • Die Kinder können die Treppe nicht frei ohne Festhalten hinauf- oder hinuntergehen. Sie benutzen dabei auch oft noch den Nachstellschritt.
  • Die Kinder stolpern beim Treppensteigen.
  • Die Kinder bewegen sich plump und ungeschickt.
  • Die Kinder fallen oft hin, rempeln häufig an Gegenstände oder Personen.
  • Die Kinder wirken unselbständig. Sie bitten sehr oft um Hilfe.
  • Das An- und Ausziehen dauert sehr lange.
  • Das Öffnen und Schließen von Reißverschlüssen und Knöpfen, sowie das Schleifebinden bereiten große Schwierigkeiten.
  • Das Zählen mit den Fingern gelingt nicht, da die Finger nicht einzeln bewegt werden können.
  • Die Kinder können ihre Bewegungen nur schlecht an Gegenstände anpassen. Sie gehen ungeschickt mit Werkzeugen wie Hammer, Zange, Bleistift, Pinsel, Messer und Gabel um.
  • Den Kindern fällt es schwer, ungewohnte Bewegungen nachzuahmen.
  • Die Kinder lernen nur schwer das Flötespielen (Zungen- und Mundmotorik).



Feinmotorik

  • Beim Schreiben können die Kinder kaum die vorgegebenen Zeilen einhalten. Sie schreiben häufig über den Rand hinaus.
  • Die Stifthaltung ist sehr verkrampft und der Schreibdruck sehr hoch. Die Stifte brechen häufig ab.
  • Das Schriftbild ist eckig und ungleichmäßig. Die Buchstaben sind oft unterschiedlich groß und weisen in verschiedene Richtungen.
  • Beim Ausmalen fahren die Kinder häufig mit den Stiften über den Rand hinaus. Es gelingt ihnen kaum eine Linie genau nachzufahren.
  • Beim Finger-Nase-Versuch haben sie viele Fehlversuche.
  • Beim Basteln zeigen sie sich sehr ungeschickt. Exaktes Ausschneiden mit einer Schere gelingt kaum.
  • Die Kinder verfügen oft noch nicht über einen sauberen Pinzettengriff. Es ist schwierig für sie, kleine Dinge aufzulesen oder einzusammeln.
  • Die Zunge führt beim Schreiben, Malen oder Schneiden starke Mitbewegungen aus (enger Zusammenhang zu Händigkeit , Zungen- und Mundmotorik, Augenmotorik).



Augenmotorik

  • Die Augen wirken oft nervös und unstet.
  • Soll mit den Augen ein Gegenstand verfolgt werden, wird der Kopf in die entsprechende Richtung bewegt. Die mangelnde Beweglichkeit der Augen wird auf diese Weise ausgeglichen.
  • Beim Spielen mit der Kugelbahn oder mit dem Kletterspecht kann die Bewegung der Kugeln oder des Spechtes mit den Augen nicht kontinuierlich verfolgt werden.
  • Beim Suchen von bestimmten Gegenständen oder Personen auf einem Bild irren die Augen umher und können nicht systematisch abtasten.
  • Das Blickfeld scheint eingeschränkt. Gegenstände am Rande des Blickfeldes werden nicht wahrgenommen.
  • Beim Lesen verlieren sie oft die Stelle, wo sie gerade gelesen haben, und müssen wieder von vorne beginnen.
  • Sie können beim Lesen nicht kontinuierlich mit den Augen eine Zeile abtasten. Sie springen von einer Zeile in die andere oder überspringen Zeilen.



Visuelle Wahrnehmung

  • Die Kinder erkennen einen in kleiner Schrift gedruckten Buchstaben nicht als denselben, wenn dieser in größerer Ausführung dargeboten wird.
  • Den Kindern gelingt die Unterscheidung von optisch ähnlichen Buchstaben nicht (m –nr, r – n, t – f).
  • Die Kinder können nur schwer bestimmte Buchstaben in Wörtern wieder erkennen und heraussuchen.
  • Sie können nur schwer Buchstaben
und Wörter aus einem Text heraussuchen.
  • Die Kinder wirken unkonzentriert, unaufmerksam und sind leicht ablenkbar.
  • Die Kinder haben es besonders schwer, Wörter zu analysieren. Sie verwechseln Buchstaben, fügen andere hinzu, lassen andere weg oder ersetzen sie.



Vorstellungsvermögen (visuelle- und Raumorientierungsprobleme)

  • Die Kinder verwechseln Buchstaben, die nicht durch Form-, sondern durch Lageänderung einen anderen Laut symbolisieren (b und d, p und q, M und W).
  • Die Kinder verdrehen beim Schreiben oder Malen Buchstaben, Ziffern oder Formen in ihrer Raumlage.
  • Den Kindern gelingt es nicht, Muster oder komplizierte Gebilde nachzulegen oder nachzubauen.
  • Die Kinder können nicht Perlen nach einem vorgegebenen Muster aufreihen.
  • Die Kinder haben Schwierigkeiten, den Stellenwert eines Buchstabens im Wort oder einer einzelnen Zahl innerhalb einer mehrstelligen Zahl zu erfassen und zu behalten. Sie schreiben dann Storchl statt Strolch oder 345 statt 354.
  • Bei Kreisspielen wie „Der Fuchs geht um“ oder „Lauf weg – komm mit“ finden die Kinder den Platz, den sie verlassen haben, nicht wieder.
  • Die Kinder verstehen Ortsangaben wie “vor, neben, unter, links, rechts“ nicht.
  • Die Kinder verlieren die Orientierung auf einem Arbeitsblatt. Sie wissen z.B. nicht, wo sie auf dem Blatt beginnen sollen.
  • Die Kinder verlaufen sich oft, selbst in bekannter Umgebung. Sie finden bestimmte Räume (Klassenzimmer, Werkraum) nicht mehr.
  • Die Kinder können Entfernungen schlecht abschätzen.



Auditive Wahrnehmungsstörungen

  • unzureichende Sprachentwicklung.
  • Lautdifferenzierung und auditive Merkfähigkeit.
  • Erkennen von Doppelkonsonanten und Dehnungen fällt ihnen schwer.
  • Anweisungen müssen deutl. gesprochen evtl. auch öfters wiederholt werden, speziell in Gruppensituationen.



Gestörte Bilateralintegration

  • Die Kinder können einen Ball nicht mit beiden Händen vor dem Oberkörper fangen. Sie klemmen ihn meist zwischen Oberkörper und Unterarmen ein.
  • Den Kindern fällt es schwer, beidhändig mit einem Xylophon oder anderen Schlaginstrumenten zu spielen. Sie benutzen dazu meist nur eine Hand.
  • Spiele, die ein koordiniertes Zusammenwirken der Arme und Hände erfordern, wie z.B. Klettermax, Gabellabyrinth, Hüpfen mit dem Hüpfseil, usw., können von den Kindern selten durchgeführt werden.
  • Den Kindern gelingt es selten, einen Rhythmus mit beiden Händen nachzuklatschen.
  • Die Kinder können nicht mit einer Hand malen und mit der anderen das Blatt festhalten. Meist ist auch die nicht malende Hand aktiv und kann nicht ruhig gehalten werden.



Kreuzen der Körpermittelinie

  • Linien, die das Kind von links nach rechts zieht, weisen auf der Höhe der Körpermittellinie eine deutliche Unregelmäßigkeit (Knick, Unterbrechung) auf.
  • Beim Zeichnen einer waagrechten Linie dreht das Kind seinen Oberkörper oder sein Blatt so, dass es eine fast senkrechte Linie ziehen kann und die Körpermittellinie nicht kreuzen muss.
  • Verfolgen die Augen einen Gegenstand, so kommt es oft beim Kreuzen der Körpermittellinie zu ruckhafter Bewegung oder zum Zielverlust.
  • Die Kinder greifen auf jeder Seite mit der entsprechenden Hand. Beim Aufsammeln in waagrechter Reihe angeordneter Muggelsteine wechseln die Kinder beim Kreuzen der Körpermittellinie die Arbeitshand.



Ergotherapie ist ein ärztlich zu verordnendes Heilmittel durch einen Arzt ihres Vertrauens.

Eine wesentliche Aufgabe der Ergotherapie ist es

  • die Handlungsfähigkeiten von Kindern zu Unterstützen

  • die Behandlung von Störungen z.B.
  • Körperwahrnehmung
  • der grob- feinmotorischen Koordination
  • der visuellen und auditiven Wahrnehmung
  • des Sozialverhaltens
  • des Selbstbewusstseins


  • informationsverarbeitende Prozesse zu fördern wie z.B.

  • Aufmerksamkeit
  • innere Wachheit
  • Gedächtnis
  • Motivation
  • Organisation/Planung

  • und die Eltern (Bezugspersonen) mit einzubeziehen (Umfeldgestaltung).



Ablauf

  • ausführliche Anamnese

ergotherapeutische Befundung der
  • motorischen Entwicklung
  • visuellen und auditiven Wahrnehmung
  • Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Verhalten

Beratung der Eltern und Bezugspersonen



Diagnostik

Mit Hilfe der diagnostischen Untersuchung bemühen wir uns, möglichst differenzierte, exakte und umfassende Informationen über Art und Ausmaß der vorliegenden Lernstörung zu erhalten.

Diagnostik wird hier also nicht vorrangig als Mittel der Selektion verwendet, sondern sie wird „als Einbringen von Informationen für und über Behandlungen verstanden“.

Die diagnostische Untersuchung ist deshalb nicht nur ein einmaliger Akt, sondern ist ein ständiger Begleiter des Therapieverlaufs, ist Prozessdiagnostik.

Durch sie wird zwar zunächst ein Ist-Zustand festgestellt, sie dient aber darüber hinaus auch der Messung von Veränderungen, die durch die Therapie hervorgerufen werden.

Sie vermittelt Informationen über Erfolge oder Teilerfolge der Therapie und hilft so, die Frage nach der Richtigkeit der ergriffenen therapeutischen Maßnahmen zu beantworten.

Sie gibt dem Therapeuten Hinweise, wann bestimmte Teilziele erreicht sind, und er in der Therapie weitergehen und neue Ziele anvisieren kann.

Je mehr Einzelfunktionen in ihrer Qualität erkannt werden, umso mehr wird man der Ganzheit näher kommen!
Deshalb die Vielzahl der überprüften Funktionen.



Therapieprinzipien

  • Kindgerechte Therapie
  • Die Therapie setzt bei dem Entwicklungsstand an, wo das Kind steht, nicht wo es sein sollte
  • Die Stärken eines Kindes „und jedes Kind hat seine Stärken“ werden als Therapieansatz genutzt, um Defizite zu behandeln.
  • Bewegungsdrang: Kinder sind durch angemessene Bewegungsspiele schnell zu begeistern

  • Momentane Bedürfnisse:
  • individuelles Eingehen auf die Kinder z.B. bei Stimmungsschwankungen
  • Neugierverhalten: Kinder sind von Natur aus neugierig und entdecken so die Welt. Ohne Neugier ist ein Lernzuwachs nur schwer möglich. Sollte dieses spontane Neugierverhalten aufgrund von negativen Vorerfahrungen nicht mehr vorhanden sein, wird das Therapieangebot so angelegt, dass es das Kind von sich aus neugierig macht.

  • Einbeziehen kindl. Phantasie und Kreativität:
  • Kinder bringen sich in die Therapie mit ein
  • Es ist ein „miteinander“
  • Kinder suchen sich Therapiematerialien aus, der Therapeut lenkt das Kind in der Therapie, er hat Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad
  • Spiel: Kinder mit Wahrnehmungsstörungen zeigen in ihrer sozialen Gestimmtheit und Leistungsbereitschaft häufig Verhaltensauffälligkeiten.
  • Sie erleben im Spiel mit Gleichaltrigen ihr Versagen und verlieren leicht die Freude am Spielen
  • Es gilt daher, Spiele zu finden, die den Kindern Spaß machen und ihrem „Entwicklungsniveau“ angepasst sind.

Zitat J. Ayres:

Die Kunst der Therapie besteht darin, durch spielerische Aktivitäten den Initiativen des Kindes zu folgen und diese zu fördern, ohne die Ziele der Therapie aus den Augen zu verlieren.



Wichtigkeit der professionellen Hilfe

  • Die meisten der derzeit bekannten Konzepte zur frühen Intervention bei Entwicklungsstörungen gehen von der Grundannahme aus, dass die in den ersten Lebensjahren gemachten sensomotorischen Erfahrungen unersetzliche Basisbausteine für die späteren Lern- u. Verhaltensmöglichkeiten eines Kindes sind.
  • Die Aufarbeitung neuester neuropsychologischer und physiologischer Forschungsergebnisse führt zu der Überzeugung, dass die Ursachen vieler Lernstörungen bei Kindern in gestörten Integrationsprozessen (Sinneswahrnehmungsverarbeitung und das Zusammenspiel der Sinne) zu suchen sind.
  • Deshalb zielt die Therapie auf die Verbesserung dieser Integrationsfähigkeit
  • Es ist also so, dass der ergotherapeutische Ansatz Entwicklung begünstigt, indem möglichst optimale, sensomotorische, psychisch – emotionale und soziale Voraussetzungen für Lernerfahrungen geschaffen werden. Er zielt nicht primär darauf ab, das Kind zu einem altersspezifischen Mindeststandard an Wissen und Erfahrung zu führen, sonder ihm Lernerfahrungen überhaupt zu ermöglichen. (Dt. Verband der Ergotherapeuten)
  • Dies unterstreicht nochmals den mehrdimensionalen Therapieansatz



Allgemeine Bemerkungen

  • Probleme der Sinneswahrnehmung verwachsen sich nicht.
  • Was ein Kind bei der Entwicklung der Sinneswahrnehmung in jungen Jahren versäumt, kann es später nicht mehr ohne adäquate Hilfe nachholen.
  • Wenn Kinder Probleme mit der Sinneswahrnehmung haben sind Erzieherinnen und Lehrer gefordert.
  • Eltern sollten Warnzeichen ernst nehmen und dringend etwas dagegen tun.
  • Spezifische Einzelbeobachtungen sollten sich über einen Zeitraum von mind. 4 Wochen erstrecken.
  • In der Praxis wurde immer wieder deutlich, dass das Umfeld häufig mangels Information fehlinterpretierend auf auffälliges kindliches Verhalten reagiert.
  • Wenn Sie mehrere Hinweise oder Zeichen einer Störung finden, die Ihnen Sorgen machen, teilen Sie das Beobachtete Verhalten ihren Arzt mit.
  • Beziehen sie andere Personen in ihre Beobachtungen mit ein (Erzieherinnen, Lehrer), ob sie ähnliche Anzeichen gesehen/bemerkt haben.
  • Schreiben Sie sich ihre Beobachtungen auf, auch für den Arzt.
  • Bagatellisieren oder verdrängen von beschriebenen Störungsbildern bringt nichts, die Probleme werden nur größer im Laufe der Zeit.
  • Bitte warten Sie nicht, dass der Arzt Sie darauf anspricht! Ihr Kind verhält sich in einer ärztlichen Untersuchungssituation immer anders als im vertrauten Rahmen.
  • Deshalb sind Ihre und Fremdbeobachtungen außerordentlich wichtig und hilfreich für die ärztliche Diagnostik.
  • Je früher Wahrnehmungsstörungen behandelt werden, desto erfolgreicher und kürzer (je nach Schweregrad) ist die Behandlung, dennoch benötigt man Geduld bei der Behandlungsdauer.
  • Wichtig ist bei der Behandlung die Miteinbeziehung aller Bezugspersonen eines betroffenen Kindes.



Es sei noch erwähnt

Da sich Eltern fälschlich sehr häufig beruhigen, aber auch manchmal durch ihre Umgebung unnötig beunruhigen lassen, ist anzumerken, dass Kinder unterschiedlich schnell in ihrer Entwicklung sind.

Dennoch machen sie stetig kleine Fortschritte.
Kinder sind von Natur aus meist sehr sicher in der Auswahl von Sinnesnahrung und bei der Auswahl von Betätigungen zu ihrer sensomotorischen Lernerfahrung.
Damit strukturieren und entwickeln sie ihr Nervensystem und Gehirn in spielender Betätigung.
Sie tun das mit Neugier, Tatendrang und Freude.
Und es macht Freude, daran teilzunehmen.
Kinder lernen jeden Tag mehr von sich und ihrer Umgebung.
Es ist ein enorm wichtiger Vorgang, der das Nervensystem entwickelt, strukturiert und die Grundlage für Sprache, Denken und schulisches Lernen bildet.

Häufig weisen Kinder im Kindergarten oder in der Vorschule Integrationsstörungen auf.
Zu echten Problemen werden diese aber erst, wenn sie in Bereichen wirksam und beobachtbar werden, die für sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten und für schulisches Lernen notwendig sind.
(Lesen, Schreiben und Rechnen sind Fähigkeiten, die heute jeder Mensch erlernen und beherrschen muss).
Da diese Form der Lernstörung oft erst nach Schuleintritt erkannt wird, steht der Erstklasslehrer vor einem großen Problem: Er soll Fertigkeiten und Inhalte vermitteln, findet aber nicht bei allen Kindern die dafür notwendigen Voraussetzungen und Grundlagen vor.

Mit dem ergotherapeutischen Ansatz versuchen wir, schulunreife integrations- und damit lerngestörte Kinder im Rahmen der Therapie von Basissinnen auf schulisches Lernen vorzubereiten.
Durch diesen Ansatz können wir sicherlich nicht jedes stark lerngestörte Kind zu einem „Normalschüler“ machen.

Wir stellen mit diesem Konzept aber Lernhilfen für alle Kinder zur Verfügung.
Diese Hilfen schaden keinem Schüler. Sie wirken vielmehr stark motivierend, da sie ganzheitlich und sehr individuell auf jedes einzelne Kind einwirken.

Beim integrationsgestörten Kind aber mildern oder beheben sie sogar die Ursachen der Lernstörungen, da sie auf neurophysiologischer und psychologischer Basis aufbauen und der ontogenetischen Entwicklung jedes Kindes Rechung tragen.